Eine Zwillingsgeschichte
Im Dezember 2016 kam unser Sohn in der 34.+6 SSW mit 45 cm und 2380 g zur Welt.
Ich lag wegen eines verkürzten Gebärmutterhalses und vorzeitigen Wehen bereits vier Wochen zuvor im Uniklinikum. Unser Sohn hatte keinerlei Schwierigkeiten, er musste lediglich das Trinken lernen und zunehmen. So verbrachte er seine ersten zweieinhalb Lebenswochen auf der Frühgeborenenstation, wo er von professionellen Ärzten und liebevollen Schwestern betreut und umsorgt wurde.
An Silvester durften wir ihn mit nach Hause nehmen.
Etwa zwei Jahre nach der Geburt unseres Großen wünschten wir uns ein Geschwisterchen. „Die Überraschung“ im Sommer 2019 war dann groß: Wir sollten Zwillinge bekommen. Aufgrund der Vorgeschichte in meiner ersten Schwangerschaft wurde ich engmaschig von meinem Frauenarzt und Ärzten in der Schwangerenambulanz in der Uniklinik betreut. Leider setzten in der 29.+3 SSW vorzeitige Wehen ein, die trotz aller Bemühungen seitens der Ärzte und Schwestern leider nicht zu stoppen waren. Unsere Kinder wurden zwei Tage später geboren.
Unser Sohn war 39 cm „groß“ und wog 1470 g; unsere Tochter maß 38 cm und war 1400 g „schwer“.
Sie wurden direkt professionell versorgt und auf die Intensivstation verlegt. Beide benötigten in ihren ersten Lebenstagen eine Atemunterstützung. Die erste Begegnung mit den beiden einige Stunden nach ihrer Geburt war für uns als Eltern schlimm. Wir sahen unsere winzigen Kinder verkabelt an Überwachungsgeräten und an Infusionen. Dem ersten Impuls, sie aus den Inkubatoren heraus und in den Arm zu nehmen, konnten wir natürlich nicht nachgeben.
Es wurden viele Tränen vergossen, die die Krankenschwestern und Pfleger der KK01 liebevoll „zu trocknen“ versuchten.
Nach einigen Tagen hatte man sich an die Situation gewöhnt, die Pflege und Handgriffe beim Wickeln der winzigen Babys wurden Routine und besonders das tägliche Känguruhen gab uns viel Kraft.
Nach einer Woche Intensivstation wurden unsere Kinder auf die Frühgeborenenstation KK02 verlegt. Beide nahmen stetig zu und entwickelten sich gut.Unser kleiner Sohn musste sich allerdings einer Bluttransfusion unterziehen, da seine Eisenwerte sehr niedrig waren und sein kleiner Körper es noch nicht alleine schaffte, diesen Mangel auszugleichen. Außerdem wurde bei ihm ein Leistenbruch diagnostiziert, der aufgrund der Corona-Pandemie erst Anfang Mai 2020 operativ versorgt werden konnte. Zu unserer Erleichterung verlief dieser „Routineeingriff“ komplikationslos.
Am Ende blickten wir auf 10 Wochen Krankenhausaufenthalt zurück, in dem die Station KK02 zu unserem zweiten Zuhause wurde.
Die lange Zeit war nicht immer einfach; besonders der tägliche Spagat zwischen mehreren Stunden Aufenthalt im Krankenhaus und dreijährigem Sohn zu Hause. Wir sind unserer Familie und unseren Freunden unendlich dankbar, die uns in der Zeit, in der die Gefühle oft Achterbahn fuhren, stets unterstützt und geholfen haben.
Besonders aber sind die Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger und Physiotherapeuten der Stationen KK01 und KK02 hervorzuheben. Sie begegneten uns stets mit viel Verständnis und Ruhe, hatten immer ein offenes Ohr für unsere Fragen und Sorgen und gaben uns wertvolle Tipps.
Dank ihrer professionellen und liebevollen Versorgung haben sich unsere Kinder trotz des Frühstarts in ihr Leben toll entwickelt.
Heute, über ein Jahr später, merkt man ihnen von ihrer Frühgeburt nichts mehr an. Sie fangen, wie jedes reifgeborene Kind in dem Alter, an zu sprechen und zu laufen. Wir sind unendlich stolz auf unsere großen Kämpfer!
Eltern, die sich momentan in einer ähnlichen Situation wie wir damals befinden, können wir nur sagen: Haltet durch, auch wenn ihr an manchen Tagen keine Kraft mehr habt. Haltet durch für eure Kinder, die euch mehr denn je brauchen. Es lohnt sich!